Shein setzt weiter auf einen Börsengang, obwohl das Unternehmen mit wachsendem politischen Druck in den USA und in Europa konfrontiert ist. Wie Bloomberg berichtet, erklärte Donald Tang, Executive Chairman von Shein, dass der Schritt zur Börse notwendig sei, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken.
IPO als Vertrauenssignal
Shein, ursprünglich in China gegründet und heute mit Hauptsitz in Singapur, hatte im Juni 2024 vertraulich Pläne für einen Börsengang in London eingereicht. Laut Bloomberg fordern Investoren allerdings eine deutliche Senkung der Bewertung: Während Shein 2022 noch auf 100 Milliarden US-Dollar (rund 92 Mrd. Euro) geschätzt wurde, liegt die aktuelle Zielbewertung nur noch bei etwa 30 Milliarden US-Dollar (rund 28 Mrd. Euro).
Ein IPO soll Sheins Ruf stärken, insbesondere angesichts anhaltender Vorwürfe über problematische Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. „Durch den Börsengang können wir effizienter das öffentliche Vertrauen gewinnen, das für unser Wachstum entscheidend ist“, sagte Tang.
Herausforderungen durch US-Handelspolitik
Neben dem Börsengang muss sich Shein mit möglichen Änderungen der US-Handelsregeln auseinandersetzen. Besonders der drohende Wegfall der „de minimis“-Regelung könnte das Geschäftsmodell des Unternehmens belasten. Diese Regel erlaubt es, Waren bis zu einem Wert von 800 US-Dollar (rund 740 Euro) zollfrei in die USA zu importieren. Eine Abschaffung könnte zu höheren Preisen für Kunden führen.
Tang betonte, dass Shein Maßnahmen ergreife, um Preissteigerungen zu vermeiden. Dazu gehören effizientere Logistikstrategien wie der Versand größerer Warenmengen auf einmal und eine Reduzierung von Verpackungsmüll. Allerdings seien hohe Lagerbestände in den USA keine Lösung, da sie das Risiko von unverkauften Waren erhöhen würden.
Diversifizierung der Produktion
Um langfristig unabhängiger von China zu werden, hat Shein begonnen, seine Produktion auf andere Länder auszuweiten. Berichten zufolge hat das Unternehmen einige chinesische Zulieferer gebeten, Standorte in Vietnam und Brasilien aufzubauen. Gleichzeitig unterstreicht Shein sein Engagement für ethische Arbeitspraktiken. Laut Tang verfolgt das Unternehmen eine „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber Zwangs- und Kinderarbeit und trennt sich von Lieferanten, die gegen Arbeitsgesetze verstoßen.
Ein konkreter Zeitrahmen für die Genehmigung des Börsengangs durch britische und chinesische Behörden ist noch unklar. Zudem wies Tang Berichte zurück, wonach Shein nur weniger als zehn Prozent seiner Aktien an die Börse bringen wolle.