Die bekannte Skateshop-Kette Titus, einst Pionier und Marktführer im Bereich Skateboards und Streetwear, steckt in der Krise. Das Unternehmen hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet, um sich neu aufzustellen. Der Geschäftsbetrieb soll vorerst weiterlaufen.
Die 1978 von Titus Dittmann gegründete Handelskette mit Sitz in Münster wird den Sanierungsprozess in Eigenregie durchführen. Unterstützt wird das Management dabei von Sanierungsexperten: Nils Averbeck von Michels Restrukturierung übernimmt als Generalbevollmächtigter die Restrukturierung, während Christoph Morgen von Brinkmann & Partner als vorläufiger Sachwalter die Interessen der Gläubiger wahrt.
Laut Unternehmensangaben bleiben die 16 eigenen Filialen geöffnet. Zudem existieren sieben Partnerstores, die als eigenständige GmbHs agieren und nicht von der Insolvenz betroffen sind. Diese werden weiterhin mit Waren beliefert und bleiben uneingeschränkt in Betrieb. Auch der Betrieb des Titus Online-Shops bleibt bestehen.
Ursachen der Krise
Hauptgründe für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind die allgemeine Kaufzurückhaltung der Verbraucher sowie Probleme mit der Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems. Dieses führte im Jahr 2024 zu erheblichen Umsatzeinbußen und zusätzlichen Kosten, die das Unternehmen stark belasteten.
Die rund 160 Mitarbeiter erhalten in den kommenden Monaten Insolvenzgeld. Während dieser Zeit will die Geschäftsführung einen Sanierungsplan erarbeiten, der dem Gericht und den Gläubigern vorgelegt wird. Ob externe Investoren gesucht werden, bleibt offen.
Vom Pionier zum Sanierungsfall
Die Skateshop-Kette Titus hat eine bewegte Unternehmensgeschichte hinter sich. Gegründet 1978 von Titus Dittmann, entwickelte sich das Unternehmen vom kleinen Nischenanbieter zum Marktführer für Skateboards und Streetwear in Europa. In den 1980er-Jahren profitierte Titus vom Skateboarding-Boom und etablierte sich als führender Händler.
Um die Jahrtausendwende strebte der Gründer einen Börsengang an – mit fatalen Folgen. 2000 wurde das Vorhaben gestoppt, vier Jahre später schrieb das Unternehmen ein Minus von zehn Millionen Euro. In einem riskanten Schritt kauften die Dittmanns Titus von Banken und Investoren zurück, indem sie fast ihren gesamten Besitz verpfändeten. Der mühsame Sanierungsprozess zahlte sich aus: 2007 kehrte das Unternehmen in die Gewinnzone zurück.
2009 zog sich Titus Dittmann aus dem operativen Geschäft zurück. Die Geschäftsführung übernahm sein Sohn Julius Dittmann, zunächst gemeinsam mit seiner Mutter Brigitta, die sich um Finanzen und Controlling kümmerte. Seit 2010 leitet Julius das Unternehmen gemeinsam mit dem familienexternen Geschäftsführer Peter Vincent Schulz. Wie das Unternehmermagazin „Wir“ berichtete, gab zum Jahreswechsel 2024 Brigitta Dittmann ihre Geschäftsführungsrolle endgültig auf.
Julius Dittmann sieht in der Insolvenz eine Chance zur strategischen Neuausrichtung. Die Unternehmensphilosophie seines Vaters bleibt dabei ein Leitmotiv: Wer hinfällt, muss wieder aufstehen – ganz im Sinne des Skateboardens.