Temu, die auch in den USA weiter rasant wachsende E-Commerce-Plattform, hat ihren Marktplatz für alle US-amerikanischen Händler geöffnet. Zuvor konnten nur Verkäufer mit einer Einladung Zugang erhalten. Der Schritt wurde heute vom US-Magazin Modern Retail bestätigt, nachdem die Plattform die bisherige Bewerbungsprozedur angepasst hat und auf einer neuen Website die Seller-Anmeldung bewirbt.
Modern Retail konnte dies insofern bestätigen, indem die Plattform den Bewerbungsprozess auf Temus Website durchlief, der laut Unternehmen nur zehn Minuten dauert. Bewerbungen werden in der Regel innerhalb eines Werktages geprüft, heißt es auf der Website.
Nach der Kontoerstellung müssen Bewerber im Formular ihre geschäftlichen Informationen angeben, die je nach Unternehmensform variieren. Bei einer Registrierung als Unternehmen wird beispielsweise eine Arbeitgeberidentifikationsnummer verlangt. Anschließend werden persönliche Daten wie Adresse, Staatsangehörigkeit und ein Ausweis- oder Passnummer benötigt. Verkäufer müssen zudem ihren Shop-Namen, ein Logo und einen Adressnachweis, etwa eine Wasser- oder Stromrechnung, einreichen. Abschließend genügt ein Klick auf „Absenden“.
Unklar ist offenbar, wann genau Temu, das in den USA unter WhaleCo Inc. firmiert, seinen Marktplatz geöffnet hat. Quellen, die mit Modern Retail sprachen, bemerkten die Änderung in der vergangenen Woche. Temu hat sich bislang nicht gegenüber US-Medien geäußert.
Den Berichten zufolge hatte Temu bereits in den letzten Monaten verstärkt amerikanische Marken und Einzelhändler proaktiv angeworben, um seine Präsenz im Markt zu erweitern. Experten sehen in dieser Entwicklung eine gezielte Strategie, um im USA-Markt den Platzhirschen Amazon und Walmart Marktanteile abzuringen.
Parallel dazu entwickelt Amazon Strategien, um den wachsenden Einfluss von Plattformen wie Temu und Shein abzuwehren. Am 13. November hat Amazon den neuen Store „Amazon Haul“ gestartet, der Produkte bis 20 US-Dollar präsentiert. Mit diesem Angebot zielt das Unternehmen darauf ab, preissensible Kunden zu binden.
Temu setzt derweil auf weitere Vorteile für Händler. Neben dem freien Zugang wird an einer lokalen Lieferlogistik gearbeitet, die eine schnellere und kostengünstigere Zustellung ermöglichen soll. Auch die Lagerung von Produkten innerhalb der USA gehört zu den Maßnahmen, die Temu attraktiv machen könnten.
Die neue Strategie zeigt eine klare Abkehr von Temus ursprünglichem Modell des Direktversands aus China. Stattdessen setzt die Plattform verstärkt auf amerikanische Händler, die Produkte aus lokalen Lagern versenden. Fünf der 25 umsatzstärksten Amazon-Händler verkaufen laut Modern Retail inzwischen auch auf Temu. Dennoch stellen US-Anbieter weniger als ein Prozent von Temus geschätzten 300.000 Verkäufern dar.
Der Wettbewerb zwischen den Plattformen wird zunehmend intensiver. Während Amazon versucht, mit günstigen Preisen und einer optimierten Logistik seine Position zu verteidigen, gewinnt Temu durch flexible Bedingungen und eine breitere Händlerbasis an Attraktivität.