Nach der Abschaffung der sogenannten De-minimis-Ausnahme für Importe aus China am 2. Mai hat Temu mehreren US-Medienberichten nach über die Hälfte seiner täglichen Nutzer in den USA verloren. Wie Reuters unter Berufung auf Sensor Tower berichtet, sank die tägliche Nutzerzahl im Mai um 58 %.
Die De-minimis-Regelung erlaubte es, Waren unter 800 US-Dollar (etwa 740 Euro) zollfrei in die USA zu importieren. Sie wurde vor allem von chinesischen Plattformen wie Temu genutzt, um direkt an amerikanische Endkunden zu liefern und mit günstigen Preisen zu punkten.
Einbruch bei Wachstum und Werbung
Neben dem Nutzerverlust beobachteten auch Beratungshäuser einen starken Rückgang bei Umsatz- und Kundenzuwächsen nach Bekanntgabe der neuen Zölle. Temus Reaktion erfolgte schnell: Medienberichten zufolge wurde die chinesische Lieferkette bereits im Februar umgestellt. Produzenten sollen seither verstärkt selbst für den Versand in US-Lager verantwortlich sein – ein Modell, das Temu als „Half-Custody“ bezeichnet.
Die Folge dieser Umstellung: steigende Preise. Über ein Drittel des US-Angebots wird inzwischen direkt aus amerikanischen Lagern versendet, kurzzeitig waren sogar nur lokale Artikel online. Parallel dazu hat Temu seine Werbeausgaben massiv gekürzt. Laut Analysen fiel der bezahlte Suchverkehr in den USA infolgedessen um 80 %.
Gewinneinbruch bei PDD Holdings
Die wirtschaftlichen Auswirkungen spürt auch die Muttergesellschaft PDD Holdings. Im ersten Quartal sank der Gewinn im Jahresvergleich um 38 %. In einem Earnings Report machte Co-CEO Lei Chen deutlich, dass viele Händler durch die neuen Handelsbarrieren stark unter Druck geraten seien und oft nicht schnell genug auf die Änderungen reagieren könnten.
Temu setzt nun verstärkt auf Märkte außerhalb der USA und passt seine Preisstrategie an die neuen Rahmenbedingungen an. Wie nachhaltig diese Maßnahmen greifen, bleibt vorerst offen.