Erst im April hatte Temu erklärt, künftig ausschließlich Waren über lokale US-Lager auszuliefern. Die E-Commerce-Plattform des chinesischen Konzerns PDD Holdings hatte sich zum Ziel gesetzt, das US-Geschäft auf eine semi-lokale Logistikstruktur umzustellen, um Zölle und Abgaben zu vermeiden. Infolge der Abschaffung der „de minimis“-Regelung und hoher Einfuhrzölle erschien dies notwendig. Inzwischen zeigt sich jedoch ein Strategiewechsel.
Seit wenigen Tagen sind auf der Plattform wieder erste Produkte gelistet, die direkt aus China versendet werden. Der Unterschied ist auf den ersten Blick erkennbar: Während Artikel aus US-Lagern mit einem kleinen grünen „Local“-Symbol gekennzeichnet sind, fehlt dieses bei bestimmten Angeboten.
Hintergrund: Zollpause im US-China-Handelskonflikt
Die Wiederaufnahme des Direktversands fällt mit der jüngsten Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China zusammen. Ex-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, die Strafzölle für 90 Tage abzusenken. Statt wie geplant 120 Prozent auf Sendungen unter 800 US-Dollar sollen nur noch 54 Prozent oder pauschal 100 US-Dollar fällig werden – umgerechnet etwa 92 Euro.
Zwischenfazit: Strategische Flexibilität als Reaktion auf Politik
Temus Kursänderung zeigt, wie stark Handelsplattformen auf politische Rahmenbedingungen reagieren. Die lokale Lagerstrategie bleibt zwar bestehen, wird aber offenbar punktuell umgangen, wenn es wirtschaftlich sinnvoll erscheint. Für Temu bedeutet das mehr Spielraum, um wettbewerbsfähig zu bleiben – insbesondere gegenüber Konkurrenten wie Shein, die ähnlich flexibel agieren.