Die globale Wirtschaft gerät weiter unter Druck: Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und zahlreichen Handelspartnern schlägt nicht nur auf den Welthandel durch, sondern lässt auch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weltweit stärker steigen als bislang erwartet. Das zeigt der aktuelle „Economic Outlook“ von Allianz Trade.
Handelsvolumen schrumpft, Warenhandel in der Rezession
Das Volumen der weltweit gehandelten Waren und Dienstleistungen wächst 2025 laut Prognose nur noch um 1,3 Prozent – deutlich weniger als die 2,9 Prozent im Vorjahr. Noch kritischer ist die Entwicklung im reinen Warenhandel: Hier wird ein Rückgang um 0,5 Prozent erwartet, was einer technischen Rezession entspricht. Die Lage hat sich damit spürbar verschlechtert – 2024 lag das Wachstum noch bei 2,1 Prozent. Besonders der letzte Quartalsboom in den USA vor der Einführung neuer Zölle hatte im Vorjahr noch für einen Schub gesorgt.
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Exportverluste und Konjunktureinbruch in den USA
Die durch den US-Handelskurs ausgelösten Exportverluste könnten sich weltweit auf bis zu 480 Milliarden US-Dollar (rund 450 Mrd. Euro) summieren. Zwar hat die US-Regierung europäischen Unternehmen kurzfristig einen Aufschub gewährt, doch die hohe Unsicherheit belastet die Investitionsbereitschaft und verlagert Handelsströme. Der wirtschaftliche Schaden betrifft nicht nur Exportländer – auch die US-Wirtschaft selbst ist betroffen: Für die ersten neun Monate des Jahres 2025 erwartet Allianz Trade eine milde Rezession mit einem Rückgang von 0,5 Prozent. Für das Gesamtjahr wird ein schwaches Wachstum von 0,8 Prozent prognostiziert.
Insolvenzen weltweit auf dem Vormarsch
Die wirtschaftliche Verunsicherung zeigt sich deutlich in den Insolvenzzahlen: Allianz Trade rechnet 2025 mit einem weltweiten Anstieg um 7 Prozent – ein Prozentpunkt mehr als noch im März prognostiziert. In den USA dürften die Insolvenzen sogar um 16 Prozent steigen (zuvor: 11 Prozent). Auch Westeuropa ist betroffen: Hier wird ein Anstieg von 5 Prozent erwartet.
In Deutschland fällt die Entwicklung laut Allianz Trade etwas moderater aus. Der zusätzliche fiskalische Spielraum durch Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung wirkt als Puffer. Dennoch wird mit einem Zuwachs der Insolvenzen von 11 Prozent gerechnet – ebenfalls ein Prozentpunkt über der letzten Schätzung.
Betroffene Branchen: Von Textil bis Non-Food
Besonders gefährdet durch die Zollspirale sind laut Allianz Trade die globale Automobil- und Textilindustrie, der Non-Food-Einzelhandel sowie die Sektoren erneuerbare Energien und Landwirtschaft. Viele dieser Branchen kämpfen ohnehin mit niedrigen Margen, zurückhaltendem Konsum und strukturellem Wandel – neue Zollbelastungen könnten hier zur Existenzfrage werden.
Perspektiven: Hoffnung auf bilaterale Lösungen
Trotz der angespannten Lage sehen die Analysten von Allianz Trade Chancen auf eine Deeskalation: Im Laufe des Jahres könnten Verhandlungen zu einer Senkung der US-Zölle auf rund 10 Prozent führen. Das wäre immer noch ein vierfach höheres Niveau als vor der ersten Amtszeit von Donald Trump, würde aber die globale Wirtschaft entlasten. Das Worst-Case-Szenario – ein Festhalten an den aktuellen Zollsätzen bis Ende 2026 – würde hingegen eine noch tiefere Rezession und eine anhaltend hohe Inflation in den USA nach sich ziehen.